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Medikamente

Folgen des sorglosen Umgangs: Risiko einer Über-, Unter- und Fehlversorgung

Grundsätzlich ist es wichtig, dass Antibiotika niemals nur auf Ver­dacht eingenommen werden sollten. Infekte müssen zunächst einmal von einem Arzt bzw. einer Ärztin abgeklärt wer­den. Denn gerade, weil Antibiotika so wir­kungs­­voll sind, steht ein sorg­sa­mer Umgang mit ihnen an erster Stelle. Eine un­be­dachte oder fehler­hafte Einnahme kann dazu führen, dass die Wirksamkeit dieser Arznei­­mittel ab­nimmt. Die zunehmende Wider­stands­fähigkeit vieler bak­te­riel­ler Erreger gegenüber Antibiotika kann schon seit Jahren beo­bach­tet werden. Krank­heiten, die zuvor gut therapierbar waren, können dadurch immer schlechter behandelt werden.

Um das Fortschreiten von Resistenzbildungen zu vermeiden, ist ein Um­denken beim Einsatz von Antibiotika unerlässlich!
 

Was ist eine Antibiotikaresistenz?

Der Begriff „Resistenz“ bedeutet „Widerstand“. In der Medizin ange­wendet werden beispiels­weise Bakterien als resistent bezeichnet, wenn sie gegen­über äußeren Einflüssen - speziell gegenüber Antibiotika - widerstands­fähig sind.

Problematisch ist diese Widerstandsfähigkeit deswegen, weil viele Anti­bio­tika gegen bakterielle Erreger keine Wirkung mehr zeigen, sie sind resis­tent und sichern so ihr Überleben. Antibiotikaresistente Krank­heits­erreger entstehen entweder durch spontane Veränderungen im Erbgut oder durch den Austausch von Genen. Die veränderte genetische Infor­mation und somit auch die Resistenz kann damit auf andere Bak­terien übertragen werden. Kritisch wird es dann, wenn diese wider­stands­­fähigen Bakterien nicht nur gegen ein Antibiotikum, sondern gegen mehrere Antibiotika un­empfindlich werden. Es entsteht eine sogenannte Multiresistenz.
 

Ursache der Antibiotikaresistenz

Ursache dafür ist häufig der sorglose Umgang mit Antibiotika. Das Arznei­mittel wird zu früh abgesetzt. Der Patient oder die Patientin hält sich nicht an die Einnahme­vor­schriften bei­spiels­weise bei der Wechsel­wirkung mit Le­bens­mitteln oder eine un­regel­mäßige oder zu kurze Einnahme. Dadurch begünstigt man die Entstehung wider­stands­fähiger Bakterien.

Diese überleben und sind gegen den Wirkstoff unempfindlich. Gerade bei Antibiotika ist wichtig, sie nach Vorschrift des Arztes bzw. der Ärztin einzu­nehmen: die vorgeschriebene Dosierung im richtigen zeitlichen Abstand über den fest­gelegten Be­handlungs­zeitraum.

Auch der unkritische Einsatz von Antibiotika bei Krankheiten, bei denen die An­wendung eher kontra­produktiv statt sinnvoll ist, kann eine Resis­tenz be­güns­tigen. So werden Antibiotika häufig bei unkompli­zierten Erkältungs­krank­heiten eingesetzt, obwohl hinter dem Infekt oft Viren stecken. Anti­biotika sind jedoch unwirksam gegen Viren. Auch der Einsatz von soge­nannten Breit­spektrum-Antibiotika, die gegen viele bak­te­riel­le Krank­heits­erreger eingesetzt werden können, fördert die Resis­­tenz­­bildung. Schmal­spektrum-Antibiotika wären hingegen in manchen Fällen ausreichend, da sie zwar nur gegen eine bestimmte Bakterienart wirksam sind. Diese bekämpfen sie aber gezielt. Blut-, Urin- oder Speichel­proben können Auf­schluss darüber geben, ob Viren oder Bakterien für die Infektion ver­ant­wort­lich sind und ob bzw. welches dann das geeignete Antibiotikum ist.

Folgen der Antibiotikaresistenz

Gerade für kleinere Kinder, chronisch kranke Personen sowie für ältere Menschen können Antibiotikaresistenzen ernstzunehmende Folgen haben.

Infektionen können länger andauern und die medikamentöse Therapie gestal­tet sich schwieriger. Im schlimmsten Fall können eigentlich gut behandel­bare bakterielle Erkrankungen lebensbedrohlich werden.

Inzwischen gibt es Infektionen, für die kaum noch wirksame Antibiotika zur Verfügung stehen. Sogenannte Reserve-Antibiotika müssen dann zum Ein­satz kommen, die ihrerseits mehr Nebenwirkungen haben.
 

Resistente Keime und ihr Vorkommen

Keime der Gattungen „Streptokokken“ und „Staphylokokken“ gehören zu den häufigsten Vertretern der resistenten Keime. Darunter ist auch der „Methi­cillin-resistente Staphylococcus aureus“, kurz MRSA. Dies sind Bakterien, die Abwehr­mechanismen gegen Antibiotika wie Methi­cillin bzw. Oxacillin entwickelt haben und aus diesem Grund besonders schwer therapierbar sind.

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Staphylococcus aureus kommt immer wieder auf der Haut von gesun­den Menschen vor. Er kann aber auch in der Nase, im Rachen, in der Leisten­gegend oder im Damm­bereich nachgewiesen werden. Dringen diese Bakterien in den immun­ge­schwächten Körper ein, kann es zu Infektionen kommen.

Krankenhäuser sind die Orte, in denen solche multi­resistenten Keime besonders häufig entstehen, da dort unter­schiedliche Krank­heits­er­re­ger vorkommen, die mit verschiedenen Antibiotika behandelt werden müssen. Gerade Patienten und Patientinnen, die lange Kran­ken­­haus­­aufent­halte haben und mit Antibiotika behandelt werden müssen, sind besonders gefährdet. Besonders auf Intensiv­stationen ist das Risiko besonders hoch. Auch bei noch so strikter und ge­wissenhafter Hygiene können durch Magen­sonden, Blasen­katheter oder Infusionen Erreger eindringen und lebensbedrohlich werden. MRSA wird zudem durch Körper­kontakt und nicht durch die Luft übertragen. Die Gefahr, als gesunder Menschen MRSA zu bekommen, ist dagegen selten. Die sorgfältige Ein­haltung von Hygiene­maßnahmen in Kran­ken­­häusern ist besonders wichtig, auch zum Schutz vor Resis­tenz­­ent­wicklung. Gleiches gilt auch für Alten- und Pflegeheime.

Der richtige Umgang mit multiresistenten Erregern

Im Krankenhaus sollen sehr streng einzuhaltende Hygiene­maß­nahmen dafür sorgen, dass multi­resistente Erreger (MRE) nicht auf andere Patienten, Besucher, medizinisches Personal übertragen werden. Dennoch können sich Erreger zum Beispiel auf der Haut einer Person an­häufen, ohne dass diese un­mittelbar erkrankt. Man spricht von einer be­siedelten Person. Wird eine besiedelte Person entlassen, stellt sich häufig die Frage, wie mit dieser Tat­sache um­ge­gangen werden sollte. Schließlich lässt sich eine Über­tragung auf andere Menschen nicht immer vermeiden. Während die MRE keine Gefahr für gesunde Menschen dar­stellen sollten, gilt es vornehmlich, die besiedelte Person vor Infektionen zu schützen.

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Verhalten im Alltag

  1. Generell gilt, dass sich die Überlebens­fähigkeit dieser Keime auf sauberen und trockenen Ober­flächen verringert. Reinigen Sie deshalb die Flächen mit handels­üblichen Reinigungs­mitteln. Eine Desinfektion ist nur bei sichtbaren Ver­schmutz­ungen beispielsweise mit Blut oder Stuhl erforderlich.
  2. Waschen Sie die Kleidung bei mindestens 60 °C.
  3. Nach direktem Kontakt mit Blut oder Stuhl desinfizieren Sie bitte gründlich Ihre Hände.
  4. Körperpflegegegenstände (Handtücher, Seife, Rasierer) dürfen nicht gemeinsam benutzt werden.
  5. Verwenden Sie Flüssigseife statt Stückseife.
  6. Während der Behandlung sollte die besiedelte Person neben der speziell ver­ordneten Wasch­lotion und Nasen­salbe auch Deospray statt eines Deo­rollers und Lotionen und Cremes aus Tuben statt aus Tiegeln verwenden.
  7. Eine gesunde und natürliche (Schleim-) Hautflora ist von großer Bedeutung! Um diese zu erhalten, ist normales Waschen bzw. Duschen ausreichend. Ein Zuviel (Waschen, Desinfizieren) schadet eher als es nützt.
  8. Schwangere Frauen zählen grundsätzlich nicht zu den Risiko­gruppen. Dennoch sollte in den letzten Wochen vor der Ent­bindung, vor einem ab­sehbaren Kaiser­schnitt oder während des Wochen­betts bei Besuchen von be­siedelten Personen Rück­sprache mit dem Arzt bzw. der Ärztin gehalten werden.
  9. Achten Sie auf eine sorgsame Hände­hygiene vor der Ver­arbeitung von Lebens­mitteln sowie auf eine ge­trennte Auf­be­wahrung von Fleisch, Geflügel und Meeres­früchten von anderen Lebens­mitteln. Waschen Sie Ihre Hände nach jedem Zubereitungs­schritt und verwenden Sie unter­schiedliche Küchen­gegenstände (Schneide­bretter, Messer), wenn es um die Zu­bereitung von Fleisch, Fisch und Gemüse geht. Gemüse und Salat sollten grund­sätzlich vor dem Verzehr ge­waschen werden.


Multiresistente Erreger (MRE)

Zu den gängigsten multiresistenten Erregern gehören:

  • Methicillin-resistente Staphylococcus aureus (MRSA)
    Als Bestandteil der normalen Bakterienflora lässt sich dieser Keim auch bei gesunden Menschen auf der Haut und auf Schleim­häuten finden. Ober­flächlich verursacht er nur sehr selten Infektionen. Problematisch wird es allerdings, wenn er in tiefere Gewebe aufgrund von Haut­ver­letzungen eindringen kann und dort eitrige Wund­infektionen verursacht.

  • Vancomycin-resistente Enterokokken (VRE)
    Als Teil der normalen Darm­flora verursachen Enterokokken nur selten Erkrankungen. Hingegen lösen VRE gerade bei abwehr­ge­schwäch­ten Personen Infektionen aus.

  • Multiresistente gramnegative Stäbchenbakterien
    Hierzu zählen verschiedene Arten von Bakterien:
    Darmbakterien mit einem erweiterten Resistenzspektrum, sogenannte EBSL-Bildner
    Grundsätzlich findet man solche Bakterien in der normalen Darm­flora. Wenn jedoch ESBL-bildende Bakterien beispiels­weise in Wun­den, in die Atem­wege oder in das Blut gelangen, können sie dort schwer be­handelbare Infektionen auslösen.
    Pseudomonas aeruginosa und Acinetobacter baumannii
    Diese Bakterien finden sich häufig in der Umwelt (beispielsweise im Wasser oder im Boden), können aber auch zeit­weise den Menschen besiedeln. Während sie bei gesunden Menschen keine Erkrankung verursachen, sind gerade Intensiv­patienten und -patientinnen im Kranken­haus besonders gefährdet. Bei künstlicher Be­atmung kann dieser Keim schwere Lungen­ent­zündungen hervorrufen.


MRE und ihre Übertragungswege

Es gibt unterschiedliche Wege, wie multiresistente Erreger zwischen Menschen aber auch zwischen Mensch und Tier übertragen werden können:

  • direkter Kontakt, beispielweise über die Hände: dabei ist ent­schei­dend, dass es sich um häufigen, engen und intensiven Haut­­kontakt handelt
  • über Tröpfchen, beispielsweise durch Husten, Niesen oder Sprechen: dabei werden Keime direkt über die Luft verbreitet

Zusammenfassung

  • Der sorglose Umgang mit Antibiotika führt zu Resistenzen, so dass die Wirksamkeit von Antibiotika abnimmt
  • Antibiotika sollten ausschließlich aufgrund einer konkreten Diagnose und nur nach ärztlicher Anweisung eingenommen werden
  • Bei einer Multiresistenz sind Bakterien gegen mehrere Anti­bio­tika immun. Die Folgen von Antibiotikaresistenzen können schwerwiegend und sogar lebensbedrohlich sein, da bei gravierenden Infektionen (z.B. bei einer Sepsis) die verfüg­ba­ren Antibiotika nicht mehr ausreichend wirken
  • Besonders in Krankenhäusern finden sich resistente Keime, die Patienten und Patientinnen gefährden können. In Kranken­häusern sowie Alten- und Pflegeheimen müssen Hygiene­maß­nahmen streng eingehalten werden, um eine Aus­brei­tung von resistenten Keimen zu verhindern

 

Letzte Aktualisierung: Mai 2023

Wichtige Information

Die Inhalte auf dieser Webseite dienen der all­gemeinen Information und ersetzen keines­falls die Be­hand­lung durch die Ärztin­/­den Arzt und­/­oder die Beratung durch die Apothekerin­/­den Apotheker. Des Weiteren stellen sie keine Empfehlungen oder Be­wertungen von Therapie­ver­fahren dar. Im Bedarfs­fall sollte immer eine Ärztin­/­ein Arzt aufgesucht werden.

Alle reden von Antibiotikaresistenz... Aber was ist das eigentlich?

Antibiotika­resistenz entsteht, wenn Bakterien sich so verän­dern, dass diese sich gegen die Wir­kung von Anti­biotika schützen können. Die BZgA informiert in ihrem Merk­blatt über Anti­biotika und wie Resis­tenzen vermieden werden können.

DART - Deutsche Antibiotika-Resistenzstrategie

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Antibiotika: Was Sie wissen sollten

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