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Abnehmen entlastet Herz und Kreislauf
Starkes Übergewicht begünstigt Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck und Herzschwäche/Tipps zum gesunden Gewichtsverlust
Starkes Übergewicht fördert die Entwicklung von Herzerkrankungen in jüngeren Jahren. Darauf weist die Europäische Gesellschaft für Kardiologie (ESC) in ihrer Leitlinie zur Koronaren Herzkrankheit von 2019 hin. Umgekehrt bedeutet dies, dass eine Gewichtsabnahme das Herz entlastet und Herz-Kreislauf-Erkrankungen lindern kann. „Jede Gewichtsabnahme, auch wenn es nur wenige Kilo sind, beugt wirkungsvoll Herzkrankheiten vor und bessert ebenso wirkungsvoll Bluthochdruck und koronare Herzkrankheit”, betont Prof. Dr. med. Hans Hauner vom Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung. Wie eine langfristige Gewichtsabnahme funktioniert und welche Methoden sich für Herzpatienten eignen, schildert der Leiter des Instituts für Ernährungsmedizin am Klinikum rechts der Isar in München, im Experten-Ratgeber „Das schwache Herz” für Patienten und ihre Angehörigen, den Betroffene und Interessierte kostenfrei unter 069 955128-400 oder per E-Mail (bestellung@herzstiftung.de) bestellen können. Informationen rund um das Thema Herzinsuffizienz bieten die bundesweiten Herzwochen unter Herzwochen2020.
Wann Übergewicht schadet
Um zu beurteilen, ob das  Körpergewicht noch im Normalbereich oder  schon zu hoch liegt, wird der  Body-Mass-Index (BMI) verwendet. Zur  Berechnung des BMI wird das  Gewicht durch die Körpergröße zum Quadrat  geteilt (s. Formel unten).  Als normal gilt ein BMI von 18,5 bis 24. Ab  einem BMI von 25 gilt ein  Mensch als übergewichtig, ab einem BMI von 30  spricht man von starkem  Übergewicht oder Adipositas. Mit steigendem BMI  nimmt das Risiko für  Herz-Kreislauf-Erkrankungen und damit auch für  Herzschwäche immer  stärker zu. Als besonders schädlich hat sich  überschüssiges Fett am  Bauch herausgestellt. Der Taillenumfang sollte  daher bei Frauen unter  80 Zentimetern liegen, bei Männern unter 94.    
BMI = Körpergewicht in kg/ Körpergröße in m2
Übergewicht belastet das Herz mehrfach
Zu viel  Gewicht belastet das Herz auf mehrfache Weise: Zum einen muss  das Organ  um bis zu 50 Prozent mehr leisten, um die größere Körpermasse  mit Blut  und Sauerstoff zu versorgen. Zum anderen erhöht Übergewicht  das  Risiko, an Bluthochdruck oder Diabetes zu erkranken. Auch erhöhte   Blutfettwerte (hohes Cholesterin) finden sich bei übergewichtigen   Patienten häufiger. „All diese Faktoren fördern insbesondere die   Entwicklung einer koronaren Herzkrankheit, der Grunderkrankung des   Herzinfarkts”, sagt Hauner. Der Bluthochdruck sowie die größere   Körpermasse an sich könnten dazu beitragen, dass der Herzmuskel   schneller und früher eine Herzschwäche entwickelt, warnt der   Stoffwechselexperte.     Kleine Ziele stecken Gerade für Menschen mit  starkem Übergewicht und  langer Zeit der körperlichen Inaktivität ist es  wichtig, sich kleine  Ziele stecken: „Schon fünf Prozent weniger  Gewicht wirkt sich positiv  auf den Stoffwechsel aus und erhöht die  Beweglichkeit. Bewegung ist  unverzichtbar, um Abnehmen zu unterstutzen,  wo immer es möglich ist“,  betont Hauner. Das könne viel  Alltagsbewegung sein, aber auch ein  spezielles Programm mit z. B. jeden  Tag 15 Minuten Heimtrainer oder  Gymnastik oder zweimal pro Woche  Schwimmen. Auch wichtig sei, das  Körpergewicht regelmäßig  kontrollieren, z. B. einmal pro Woche. 
Abnehmen durch Kalorienreduktion
Bei der Wahl der  Abnehmmethode kommt es vor allem darauf an, die  Kalorienzufuhr zu  beschränken und gleichzeitig eine ausgewogene,  herzgesunde Ernährung  beizubehalten. Im Allgemeinen wird dabei eine  Kalorienzufuhr von 1.200  bis 1.500 Kilokalorien (kcal) pro Tag  empfohlen. „Ob man dabei Fette  (Low Fat) oder Kohlenhydrate (Low Carb)  reduziert, ist für den  Abnehmerfolg weniger entscheidend”, sagt Susanne  Schmidt-Tesch,  Oecotrophologin am Institut für Ernährungsmedizin in  München.  Allerdings sei es bei einer kohlenhydratreduzierten Ernährung   schwieriger, die empfohlene Ballaststoffmenge von 30 Gramm pro Tag zu   erreichen. Die Deutsche Herzstiftung folgt den Empfehlungen der ESC und   rät Herzpatienten zu folgenden Ernährungsregeln: 
- Reichlich Obst und Gemüse,
 - mindestens 200 Gramm von beiden am Tag
 - Täglich 30 bis 45 Gramm Ballaststoffe, bevorzugt aus Vollkornprodukten
 - Ein- bis zweimal pro Woche Fisch • Begrenzte Mengen von magerem Fleisch, fettreduzierte Käse- und Milchprodukte
 - Wenig tierische Fette und Fastfood-Gerichte, stattdessen hochwertige Pflanzenöle sparsam verwenden
 - Weniger als 5 bis 6 Gramm Salz am Tag
 - Kein oder nur wenig Alkohol trinken (maximal ein kleines Glas Bier oder Wein am Tag)
 - Keine zuckergesüßten Getränke
 - Zur Gewichtsabnahme kleinere Portionen essen und Essen zwischendurch vermeiden, also möglichst geregelte Mahlzeiten einhalten, z. B. drei am Tag
 
Insbesondere die traditionelle Mittelmeerküche wird für Herzpatienten empfohlen, da sie viel Gemüse, Fisch, Kräuter und Olivenöl enthält. Auch vegetarische Kost und Intervallfasten können beim Abnehmen helfen, wenn die oben genannten Faktoren eingehalten werden. Von Crash-Diäten ist dagegen abzuraten, da sie oft zum gefürchteten Jojo-Effekt führen. „Vor Beginn einer Reduktionsdiät und insbesondere vor dem Intervallfasten sollte immer eine Rücksprache mit dem behandelnden Kardiologen erfolgen, um Risiken zu vermeiden”, rät Hauner. Hilfreich kann dabei ein Ernährungstagebuch sein: täglich aufschreiben, welche Lebensmittel und wie viel davon konsumiert werden.
Zitiert nach einer Pressemitteilung der Deutschen Herzstiftung vom 06.11.2020