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Aktuelle Meldungen

Männergewaltschutz in NRW

In Deutschland stellt Nordrhein-Westfalen fast 50% aller Männer­gewalt­schutzplätze in ganz Deutschland. Das Land NRW hat sich 2020 gemeinsam mit der SKM gGmbH Düsseldorf und dem SKM Köln auf den Weg gemacht und die ersten acht Gewalt­schutz­plätze für Männer und ihre Kinder in Nordrhein-Westfalen geschaffen. Durch weitere Projekte in Mönchen­gladbach-Rheydt, Waren­dorf und Bielefeld gibt es aktuell insgesamt 20 Gewaltschutzplätze für Männer in NRW.

Bei den Fallzahlen der häuslichen Gewalt dominieren die männlichen Täter. Gleichzeitig zeigt die Bundeskriminalstatistik 2022, dass rund 30% aller Opfer von häuslicher Gewalt männlich sind. Das Hilfesystem für Männer, die Opfer von häuslicher Gewalt geworden sind oder weiterhin werden, befindet sich seit einigen Jahren im Aufbau. Es wurden Männergewaltschutzwohnungen geschaffen und das Thema in männerspezifischen Beratungsangeboten etabliert.

Zahlen zu den Männergewaltschutzräumen in NRW im Jahr 2023:

  • 63 Männer nahmen die Schutzräume mit 12 Kindern in Anspruch
  • Das Durchschnittsalter der Männer betrug 37,6 Jahre.
  • Die SKM gGmbH Düsseldorf erreichten 173 Anfragen für die Gewaltschutzeinrichtung, 27 dieser Anfragen wurden an andere Männergewaltschutzplätze weitervermittelt
  • Die Männergewaltschutzräume waren zu 77,6 % belegt

Fragen an Tobias Schiefer, SKM Bundesverband, Ansprechpartner für das Thema Männergewaltschutz
Warum machen die Männergewaltschutzräume in NRW rund 50 % in Deutschland aus?
„Ina Scharrenbach, die damalige Ministerin für Gleichstellung in NRW, hatte dankbarerweise die Notwendigkeit gesehen, ein Männerhilfesystem aufzubauen. Das Land NRW hat die Projekte zu 100% als Pilotprojekte finanziert. Gleichzeitig wurde auf Basis des Konzepts von SKM gGmbH Düsseldorf und SKM Köln sehr gute Arbeit an den anfänglich nur zwei Standorten geleistet. Das Konzept „Freiraum“ und die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Trägern und den handelnden Personen im Ministerium hat sehr gut funktioniert. Wir schätzen es sehr, dass die amtierende Ministerin für Gleichstellung der aktuellen Landesregierung Josefine Paul den Bedarf des Männergewaltschutz sieht und die Förderung fortführt.“

Warum bringt der SKM Bundesverband bei seinem Fachtag Politik, Polizei, Jugendämter und weitere Akteuren aus dem Hilfesystem von gewaltbetroffenen Männern in NRW zusammen?
„Das Ziel des Fachtages ist es, mit Personen aus dem Hilfesystem ins Gespräch zu kommen, oder dieses zu verstetigen. Wir wollen über unser Angebot in NRW informieren und alle Beteiligten für das Thema Männer als Betroffene von Häuslicher Gewalt sensibilisieren.“

Was fehlt im Männerhilfesystem in NRW?
„Im Männergewaltschutz NRW fehlt es aktuell vor allem an einer Koordination. Fünf verschiedene Statistiken an fünf Standorten machen es schwer, aussagekräftige Zahlen über die Situation des Männergewaltschutz in NRW zu gewinnen. Der SKM Bundes­verband übernimmt hier viele Aufgaben, die nicht refinanziert sind. Außerdem brauchen wir noch mehr öffentliche Sichtbarkeit, um die männliche Betroffenheit von Häuslicher Gewalt weiter zu enttabuisieren und dafür zu sensibilisieren.“

Was braucht es, um Männer, die häusliche Gewalt erleben, zu erreichen und ihnen zu helfen?
„Nach wie vor braucht es viel Aufklärungsarbeit. Jede*r in Deutschland sollte die Fakten kennen: 2023 waren rund 65.000 Männer Opfer von Häuslicher Gewalt. Laut Bundeskriminalstatistik waren 2022 rund 30% aller Opfer von häuslicher Gewalt männlich. Das Männerhilfesystem kennen noch zu wenige Menschen: Neben den Schutzräumen bietet das Netzwerk Echte Männer reden. eine anonyme und niedrigschwellige Online-Beratung sowie ein Männerberatungsnetzwerk als wichtige Anlaufstelle für Männer in der Krise.“

Fragen an Manfred Höges, Leiter der Männergewaltschutzräume Freiraum in Düsseldorf. Der Männerberater blickt auf vierjährige Erfahrungen mit Männergewaltschutzräumen in Düsseldorf zurück.
Manfred Höges, wie hat sich die Situation der Männergewaltschutzräume in Düsseldorf seit ihrer Eröffnung im Juni 2020 entwickelt?
„Seit der Eröffnung der ersten Männergewaltschutzräume in Düsseldorf hat sich viel getan: Anfangs wurde das Thema kaum wahrgenommen, ja teilweise sogar belächelt. Im Austausch mit Kolleg*innen begegnete ich oft der Ansicht, dass Männer keinen Gewaltschutz benötigen würden oder betroffene Männer keinen Schutzplatz aufsuchen würden. Unsere Arbeit hat das Gegenteil bewiesen. Die Nachfrage nach unseren Schutzeinrichtungen ist konstant hoch geblieben, selbst nachdem in NRW weitere Ange­bote geschaffen wurden. Dies unterstreicht nicht nur die Wichtigkeit unserer Arbeit, sondern spiegelt auch einen Wandel in der Wahrnehmung der Gesellschaft und der Betroffenen wider. Wir sind in Düsseldorf nicht in der Lage, allen betroffenen Männern einen Platz zu bieten und daher häufig auf die Vermittlung an andere Einrichtungen angewiesen. Das ist ein weiterer Beleg für den dringenden Bedarf von Gewaltschutzangeboten für Männer.“

Fragen an Torsten Siegemund, Bundesfach- und Koordinierungsstelle Männergewaltschutz bei der Landesarbeitsgemeinschaft Jungen- und Männerarbeit Sachsen e.V.
Torsten Siegemund, wie ordnet die Bundesfach- und Koordinierungsstelle Männergewaltschutz die Lage des Männergewaltschutz bundesweit im Vergleich zur Situation in NRW ein?
„Die Erfahrungen in NRW zeigen, dass Gewaltschutzwohnungen für Männer notwendig sind und angenommen werden. Selbst die bestehenden Einrichtungen können den Bedarf zum Teil nicht decken. Die Schutzwohnungen werden auch aus anderen Bundesländern angefragt, in denen es keine Hilfelandschaft gibt. Die erlangten Erkenntnisse im Gewaltschutz für Männer sollten auch für andere Bundesländer Grundlage sein, sich der Verantwortung bewusst zu werden, für Männer Hilfe- und Schutz­struktu­ren auf- und auszubauen.“

Wie erfahren mehr Menschen, dass es Männergewaltschutz braucht? Dr. med. Dr. rer. nat. Bettina Pfleiderer Medizinische Fakultät, Universität Münster fordert mehr Prävention: „Wir müssen die Erstanlaufstellen wie Schulen, Kitas oder Arztpraxen für das Thema sensibilisieren.“

Wie erfahren mehr Menschen von Männerberatung und -gewaltschutz? Der Männerberater Günter Kömmet berät Männer in Krisen in der Beratungsstelle des SKM Neuss und auch per Online-Beratung. Der Diplom-Sozialpädagoge plädiert für einen langen Atem: „Es braucht die Beharrlichkeit wie von Björn Süfke und Franz Beering-Katthagen, zwei Urgesteinen der Männer­arbeit in Deutschland.“

Der Fachtag „Männergewaltschutz in NRW" ist eine Veranstaltung des SKM Bundesverbandes in Kooperation mit der Bundes­fach- und Koordinierungsstelle Männergewaltschutz, dem SKM Neuss, SKM Köln, SKM gGmbH Düsseldorf, SKM Rheydt für Mönchen­gladbach, SKM Warendorf und Man-o-Mann Bielefeld.

Zitiert nach einer Pressemitteilung des SKM Bundesverbandes vom 21.03.2024